Caritas-Schuldnerberatung:
Mehr Menschen in existentiellen Krisen
Verschuldung belastet das gute Aufwachsen von Kindern
27.5.2020 | „Wenn die Corona-Pandemie dazu führt, dass immer mehr Menschen in
eine Schuldenkrise geraten, erleben besonders die betroffenen Kinder die Armuts-
situationen als bitter“, so Caritas-Präsident Peter Neher anlässlich des Starts der
bundesweiten „Aktionswoche Schuldnerberatung“. Unter der Überschrift „Chancen-
lose Kinder? Gutes Aufwachsen trotz Überschuldung!“ wollen Wohlfahrts- und Fach-
verbänden mit dieser Aktionswoche auf die belastete Situation von Kindern hin-
weisen, deren Eltern überschuldet sind und finanzielle Probleme haben.
Bereits vor der Coronakrise waren 10 Prozent der Haushalte in Deutschland
überschuldet. Mit der Krise ist eine deutliche Zunahme zu erwarten. Laut Bundes-
agentur für Arbeit haben über 750.000 Betriebe Kurzarbeit angemeldet, für die
Corona-Soforthilfen haben Solo-Selbständige und kleine Unternehmen 2 Millionen
Anträge gestellt. Das Arbeitsministerium rechnet in nächster Zeit mit 1,2 Millionen
zusätzlichen Haushalten, die in die Grundsicherung fallen. „Das bedeutet auch für
viele Familien, dass ihnen die Krise zunehmend an die Existenz geht. Manche haben
den Arbeitsplatz verloren, für viele brechen freiberufliche Aufträge weg, oder sie
kommen mit dem Kurzarbeitergeld nicht über die Runden. Wenn sie bereits vor
Corona verschuldet waren, wissen sie nicht mehr wie sie die laufenden Rechnungen
schultern sollen“, so Neher.
Unter den akuten Einschränkungen leiden besonders die Kinder. Sie gehen seit
Wochen nicht mehr in die Schule, müssen sich beim Selbstlernen Materialien
zuhause ausdrucken und Inhalte selber erarbeiten, sie können weder mit Freunden
oder beim Sport der Enge und den Nöten zu Hause entkommen. Und möglicher-
weise reißt auch die fehlende kostenlose Mittagsverpflegung der Schule eine
weitere Lücke ins Haushaltsbudget. „Kinder aus verschuldeten und von Armut
betroffenen Familien dürfen nicht in eine hoffnungslose Situation geraten“,
unterstreicht Neher.
Rund 600 Mitarbeiter beraten in der Caritas-Schuldnerberatung bundesweit etwa
110.000 Klientinnen und Klienten im Jahr. In den vergangenen Wochen war die
Schuldnerberatung, vor allem die Online-Beratung, stark angefragt worden. Neher:
„Unsere Beraterinnen und Berater berichten, dass sich die Menschen mit viel-
fältigen Geldsorgen, wegen psychischer Belastungen und wachsender Zukunfts-
sorgen gemeldet haben.“ Im Vergleich zum Januar haben die Online-Berater im
April doppelt so viele Nachrichten empfangen, Tendenz steigend.
Pressemeldung Deutscher Caritasverband e.V.
vom 26.5.2020