Gewalt hinter verschlossenen.Türen
Caritasverband informiert in Neuwied über Interventionsstellen für Frauen
23.11.2023 | „An jedem Tag versucht ein (Ex-)Partner seine (Ex-)Partnerin umzubringen; an jedem dritten Tag gelingt
es einem“ – mit diesen schockierenden Worten hat Bettina Echtermeyer die Teilnehmenden des Elisabeth-Tages auf
die Statistik im Bereich Gewalt in engen sozialen Beziehungen hingewiesen. Unter der Überschrift „Hinter
verschlossenen Türen – Gewalt gegen Frauen“ trafen sich auf Einladung des Caritasverbandes Rhein-Wied-Sieg
Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, Polizei, Gesellschaft und Kirche sowie ehrenamtlich und
hauptamtlich Mitarbeitende in der Katholischen Familienbildungsstätte in Neuwied.
Bettina Echtermeyer von der Koblenzer Interventionsstelle gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen (2. von rechts) und Olga
Scott, Fachteamleiterin der Interventionsstellen des.Caritasverbands Rhein-Wied-Sieg, informierten beim Elisabeth-Tag über ihre
Arbeit. Dazu eingeladen hatten Caritasdirektor Eberhard Köhler (rechts) und Bernd Wagener, 1. Vorsitzender des Caritasrates. |
Foto: Bistum Trier/Julia Fröder
„Wir haben ein ernstes Thema gewählt in einer Zeit, in der wir viele Aufgaben stemmen und die ganze Welt im Blick
haben müssen. Doch es geschieht direkt vor unserer Haustüre“, unterstrich Caritasdirektor Eberhard Köhler die
Bedeutung dieses Nachmittags. Es sei Gewalt, die nicht so öffentlich wahrnehmbar ist, sagte auch Bernd Wagener
als 1. Vorsitzender des Caritasrates. „Aber das Thema ist sehr nah.“
Bettina Echtermeyer berichtete von ihren Erfahrungen aus einer Koblenzer Interventionsstelle für Frauen, die Gewalt
in engen sozialen Beziehungen erleben und auch von ihrer Arbeit in einer Kinderinterventionsstelle. Dabei sei es
wichtig zu wissen, dass es nicht nur die körperliche Form von Gewalt gebe, sondern viele weitere wie psychische
Gewalt durch Beleidigungen und Demütigung oder soziale Gewalt mit der Unterbindung von sozialen Kontakten und
die damit einhergehende Isolation oder auch eine ökonomische Gewalt, so dass die Frau sich in einer finanziellen
Abhängigkeit befindet.
„Die Anliegen der Frau werden immer ernstgenommen, und die Entscheidung bei dem gewalttätigen Partner zu
bleiben oder ihn zu verlassen, liegt ganz bei ihr. Denn eine Entmächtigung erleben die Frauen schon durch ihren
Partner“, erklärte Echtermeyer. Die Mitarbeiterinnen der Interventionsstelle, die sich in Koblenz in Trägerschaft des
Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) befindet, zeigen den Frauen unterschiedliche Perspektiven auf,
sensibilisieren für das Fehlverhalten der gewalttätigen Partner und schätzen gemeinsam die Gefahrenlage ein.
„Die Frau ist Expertin für ihr Leben“, betonte auch Fachteamleiterin Olga Scott für die Interventionsstellen für Frauen
und Kinder in Trägerschaft des Caritasverbands Rhein-Wied-Sieg in Neuwied und Betzdorf. Die Stellen informieren
über rechtliche Möglichkeiten, stellen gemeinsam mit den Frauen Schutzkonzepte auf, unterstützen bei dem Umgang
mit Behörden und können auch an weitere (Caritas-)Dienste verweisen. Die Beratung ist kostenlos, vertraulich und
auf Wunsch anonym; Religionszugehörigkeit, Weltanschauung und Nationalität spielen keine Rolle. Die Inter-
ventionsstelle gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen des Caritasverbands gibt es seit 15 Jahren. In dieser
Zeit fanden dort fast 11.000 Beratungen statt.
Kinder sind immer mitbetroffen
In vielen Beziehungen gebe es auch Kinder, die die Gewalt der Erwachsenen miterleben müssten. „Sie sind immer
mitbetroffen“, berichtete Echtermeyer. Auch wenn diese vielleicht nicht geschlagen würden, erlebten sie doch
psychische Gewalt. „Für die Kinder ist Gewalt normal. Sie gehört zum Alltag“, so die Referentin des Elisabeth-Tages.
Hier sei es wichtig, ihnen altersgerecht und transparent die Lage zu erklären. „Uns geht es auch darum, die Frauen in
ihrer Mutterrolle zu stabilisieren und das Vertrauen in sich selbst zu stärken, da sie oft einen geringen Selbstwert
haben“, erklärte Echtermeyer. Bei Kindern ab sechs Jahren gibt es auch die Möglichkeit zu Einzelgesprächen. Seit
einem Jahr gibt es die Kinderinterventionsstelle auch beim Caritasverband Rhein-Wied-Sieg. In dieser Zeit hatten die
Mitarbeitenden mit 40 Familien Kontakt und haben fast 250 Gespräche geführt. „Wir brauchen eine verlässliche und
ausreichende Finanzierung, verfügbare Schutzräume wie Frauenhäuser und finanzielle Unterstützung für Einzelfälle“,
formulierte Scott Forderungen an die Politik. Die Interventionsstellen werden vom Ministerium für Arbeit, Soziales,
Gesundheit und Frauen des Landes Rheinland-Pfalz gefördert.
Interventionsstelle Neuwied
Heddesdorfer Str. 5
Tel. 02631 – 98 75 52 interventionsstelle@caritas-neuwied.de
Kinder-Interventionsstelle Neuwied
Heddesdorfer Str. 5
Tel. 0176 – 849 859 44
kinder-ist@caritas-neuwied.de
Interventionsstelle Betzdorf
Wagnerstr. 1
Tel. 02741 – 975 89 12
interventionsstelle@caritas-betzdorf.de
Kinder-Interventionsstelle Betzdorf
Wagnerstr. 1
Tel.: 02741 – 975 89 17
kinder-ist@caritas-betzdorf.de
An die Interventionsstellen können sich alle Frauen, die an Gewalt in engen sozialen Beziehungen leiden, wenden.
Des Weiteren können die Stellen mit dem Einverständnis der Frauen durch die Polizei informiert werden.
Bischöfliche Pressestelle Trier, Redaktion Koblenz
Fon 0261-309217 · bipkoblenz@bistum-trier.de
Verantwortlich: Judith Rupp · Redaktion: Julia Fröder
Gewalt hinter
verschlossenen.Türen
Caritasverband informiert in Neuwied
über Interventionsstellen für Frauen
23.11.2023 | „An jedem Tag versucht ein (Ex-
)Partner seine (Ex-)Partnerin umzubringen; an
jedem dritten Tag gelingt es einem“ – mit
diesen schockierenden Worten hat Bettina
Echtermeyer die Teilnehmenden des Elisabeth-
Tages auf die Statistik im Bereich Gewalt in
engen sozialen Beziehungen hingewiesen.
Unter der Überschrift „Hinter verschlossenen
Türen – Gewalt gegen Frauen“ trafen sich auf
Einladung des Caritasverbandes Rhein-Wied-
Sieg Vertreterinnen und Vertreter aus Politik,
Verwaltung, Polizei, Gesellschaft und Kirche
sowie ehrenamtlich und hauptamtlich
Mitarbeitende in der Katholischen Familien-
bildungsstätte in Neuwied.
Bettina Echtermeyer von der Koblenzer Interventionsstelle
gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen (2. von rechts)
und Olga Scott, Fachteamleiterin der Interventionsstellen
des.Caritasverbands Rhein-Wied-Sieg, informierten beim
Elisabeth-Tag über ihre Arbeit. Dazu eingeladen hatten
Caritasdirektor Eberhard Köhler (rechts) und Bernd
Wagener, 1. Vorsitzender des Caritasrates. | Foto: Bistum
Trier/Julia Fröder
„Wir haben ein ernstes Thema gewählt in einer
Zeit, in der wir viele Aufgaben stemmen und die
ganze Welt im Blick haben müssen. Doch es
geschieht direkt vor unserer Haustüre“,
unterstrich Caritasdirektor Eberhard Köhler die
Bedeutung dieses Nachmittags. Es sei Gewalt,
die nicht so öffentlich wahrnehmbar ist, sagte
auch Bernd Wagener als 1. Vorsitzender des
Caritasrates. „Aber das Thema ist sehr nah.“
Bettina Echtermeyer berichtete von ihren
Erfahrungen aus einer Koblenzer Inter-
ventionsstelle für Frauen, die Gewalt in engen
sozialen Beziehungen erleben und auch von
ihrer Arbeit in einer Kinderinterventionsstelle.
Dabei sei es wichtig zu wissen, dass es nicht
nur die körperliche Form von Gewalt gebe,
sondern viele weitere wie psychische Gewalt
durch Beleidigungen und Demütigung oder
soziale Gewalt mit der Unterbindung von
sozialen Kontakten und die damit einher-
gehende Isolation oder auch eine ökonomische
Gewalt, so dass die Frau sich in einer
finanziellen Abhängigkeit befindet.
„Die Anliegen der Frau werden immer
ernstgenommen, und die Entscheidung bei
dem gewalttätigen Partner zu bleiben oder ihn
zu verlassen, liegt ganz bei ihr. Denn eine
Entmächtigung erleben die Frauen schon durch
ihren Partner“, erklärte Echtermeyer. Die
Mitarbeiterinnen der Interventionsstelle, die
sich in Koblenz in Trägerschaft des Sozial-
dienstes katholischer Frauen (SkF) befindet,
zeigen den Frauen unterschiedliche
Perspektiven auf, sensibilisieren für das
Fehlverhalten der gewalttätigen Partner und
schätzen gemeinsam die Gefahrenlage ein.
„Die Frau ist Expertin für ihr Leben“, betonte
auch Fachteamleiterin Olga Scott für die
Interventionsstellen für Frauen und Kinder in
Trägerschaft des Caritasverbands Rhein-Wied-
Sieg in Neuwied und Betzdorf. Die Stellen
informieren über rechtliche Möglichkeiten,
stellen gemeinsam mit den Frauen Schutz-
konzepte auf, unterstützen bei dem Umgang
mit Behörden und können auch an weitere
(Caritas-)Dienste verweisen. Die Beratung ist
kostenlos, vertraulich und auf Wunsch anonym;
Religionszugehörigkeit, Weltanschauung und
Nationalität spielen keine Rolle. Die Inter-
ventionsstelle gegen Gewalt in engen sozialen
Beziehungen des Caritasverbands gibt es seit
15 Jahren. In dieser Zeit fanden dort fast
11.000 Beratungen statt.
Kinder sind immer mitbetroffen
In vielen Beziehungen gebe es auch Kinder,
die die Gewalt der Erwachsenen miterleben
müssten. „Sie sind immer mitbetroffen“,
berichtete Echtermeyer. Auch wenn diese
vielleicht nicht geschlagen würden, erlebten sie
doch psychische Gewalt. „Für die Kinder ist
Gewalt normal. Sie gehört zum Alltag“, so die
Referentin des Elisabeth-Tages. Hier sei es
wichtig, ihnen altersgerecht und transparent die
Lage zu erklären. „Uns geht es auch darum,
die Frauen in ihrer Mutterrolle zu stabilisieren
und das Vertrauen in sich selbst zu stärken, da
sie oft einen geringen Selbstwert haben“,
erklärte Echtermeyer. Bei Kindern ab sechs
Jahren gibt es auch die Möglichkeit zu Einzel-
gesprächen. Seit einem Jahr gibt es die
Kinderinterventionsstelle auch beim Caritas-
verband Rhein-Wied-Sieg. In dieser Zeit hatten
die Mitarbeitenden mit 40 Familien Kontakt und
haben fast 250 Gespräche geführt. „Wir
brauchen eine verlässliche und ausreichende
Finanzierung, verfügbare Schutzräume wie
Frauenhäuser und finanzielle Unterstützung für
Einzelfälle“, formulierte Scott Forderungen an
die Politik. Die Interventionsstellen werden vom
Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit
und Frauen des Landes Rheinland-Pfalz
gefördert.
Interventionsstelle Neuwied
Heddesdorfer Str. 5
Tel. 02631 – 98 75 52
interventionsstelle@caritas-neuwied.de
Kinder-Interventionsstelle Neuwied
Heddesdorfer Str. 5
Tel. 0176 – 849 859 44
kinder-ist@caritas-neuwied.de
Interventionsstelle Betzdorf
Wagnerstr. 1
Tel. 02741 – 975 89 12
interventionsstelle@caritas-betzdorf.de
Kinder-Interventionsstelle Betzdorf
Wagnerstr. 1
Tel.: 02741 – 975 89 17
kinder-ist@caritas-betzdorf.de
An die Interventionsstellen können sich alle
Frauen, die an Gewalt in engen sozialen
Beziehungen leiden, wenden. Des Weiteren
können die Stellen mit dem Einverständnis der
Frauen durch die Polizei informiert werden.
Bischöfliche Pressestelle Trier, Redaktion Koblenz
Fon 0261-309217 · bipkoblenz@bistum-trier.de
Verantwortlich: Judith Rupp · Redaktion: Julia Fröder